Allerheiligen, Allerseelen. Tage, an denen wir innehalten, unserer Verstorbenen gedenken. Uns Gedanken über das Leben und seine Vergänglichkeit machen. Und über den Tod.
Wie man sich dieser Thematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähern und dabei vielleicht auch seine eigene Perspektive überdenken kann, wollen wir anhand drei interessanter Bücher aufzeigen:
- Eine populäre Texterin und Speakerin, die ihren Bruder bei einem Unfall verliert.
- Eine Bestatterin und Thanatologin, die den Tod „entmystifizieren und wieder zu einem Teil des Lebens“ machen will.
- Und ein Arzt und Schriftsteller, der sich mit der Gesundheitsindustrie anlegt, die „den Tod um jeden Preis bekämpfen, das Sterben mit allen Mitteln verzögern“ möchte.
So unterschiedlich ihre Lebenswege und Schicksale, Berufe und Berufungen auch sein mögen, es eint sie doch die intensive Auseinandersetzung mit einem in unseren Breitengraden immer noch gerne verdrängten und tabuisierten Thema. Und: Sie alle vermitteln ihre Erfahrungen, Thesen, Meinungen, und Geschichten in Buchform.
Ein Buch über Trauer und Verlust

Als die erfolgreiche Konzeptionerin, Texterin und SPIEGEL-Bestseller-Autorin Katharina Afflerbach vom tödlichen Unfall ihres Bruders erfährt, hebt das Schicksal ihr Leben sekundenschnell aus den Angeln. Sie verliert den Halt, etwas stirbt auch in ihr. Sie muss lernen, mit dieser Wunde zu leben. Dabei begegnet sie Wärme und Mitgefühl, aber auch verschlossenen Herzen.
„Manchmal sucht sich das Leben harte Wege“ lautet der passende Titel ihres Buches. Darin erzählt die deutsche Autorin, die bereits, auch zur Trauerbewältigung, drei Alpsommer als Sennerin in den Schweizer Bergen verbracht hat, wahre Geschichten von Menschen, die einen Schicksalsschlag erleiden mussten. Sie geht den Fragen nach, was ihnen dabei half, wieder Lebensmut zu schöpfen, Freude zu empfinden und die quälende Suche nach dem „Warum?“ loszulassen.
Oder wie es das Magazin Stern in auf den Punkt bringt: „So tieftraurig das Buch ist – so sehr ist es auch ein Plädoyer, dieses verflixte Leben unbeirrbar zu lieben. Vielleicht etwas bewusster, mit etwas mehr Mitgefühl als bisher.“
Katharina Afflerbach
Manchmal sucht sich das Leben harte Wege. Wahre Geschichten, die berühren und Zuversicht geben
Ein Buch über den Tod und das Leben

Christine Pernlochner-Kügler ist ausgebildete Psychologin und Thanatologin. Als Thanatologie wird die Wissenschaft vom Sterben – von „Thánatos“, dem altgriechischen Wort für „Tod“ – bezeichnet. Die Tirolerin führt ein Bestattungsunternehmen, und sie ist Mitglied im Österreichischen Netzwerk für Ritualforschung.
Die besten Voraussetzungen also für ein interessantes, nachdenklich stimmendes und dabei auch durchaus unterhaltsames Buch. „Du stirbst nur einmal. Leben kannst du jeden Tag“ heißt das Werk, in dem die Autorin von ihrem nicht alltäglichen Beruf erzählt. Respektvoll und einfühlsam gewährt sie einen Einblick in Begebenheiten rund um den letzten Weg.
„Der Tod ist mal traurig, mal grotesk, erschreckend und unheimlich, laut oder leise. Er kommt meistens unpassend, kann aber sogar mit Erleichterung verbunden sein. Wir können ihn nicht kontrollieren, aber wir können immer das Beste daraus machen“, meint Pernlochner-Kügler und unterstreicht dies mit ihrem persönlichen Fazit: „Wer sich mit dem Tod beschäftigt, hat mehr vom Leben.“
Christine Pernlochner-Kügler
Du stirbst nur einmal. Leben kannst du jeden Tag – Eine Bestatterin erzählt
Ein Buch über Sterblichkeit und Medizin

Dies wird wohl auch Dr. Günther Loewit, „Landarzt“ im niederösterreichischen Marchegg, unterstreichen. Der Allgemeinmediziner ist für seine „System-Kritik“ bekannt, für seinen strengen Blick auf eine Gesundheitsindustrie, mit der er es inhaltlich bereits in mehreren Bestsellern aufgenommen hat. Einer davon lautet: „Sehnsucht Unsterblichkeit“, provokanter Untertitel: „Wie die Medizin zur neuen Religion der Menschen wird“.
„Während die Religion von jeher ein Leben nach dem Tod anbietet, hat die Heilkunde dafür keinen Plan. Deshalb lautet das oberste Gebot der Medizin: Der Tod muss um jeden Preis bekämpft, das Sterben mit allen Mitteln verzögert werden“, erläutert der erfolgreich schriftstellernde Arzt sein Werk.
„Die Gesundheitsindustrie dominiert unser Leben von der Zeugung bis zum Tod. Nun erweitert sie ihr Angebot von der Heilung zum Versprechen der ewigen Instandhaltung. Um die Sehnsucht nach Unsterblichkeit Wirklichkeit werden zu lassen, unterwerfen wir uns ihren Forderungen.“
„Doch“, so warnt Dr. Loewit, „diese Allmacht der Medizin untergräbt Würde, Freiheit und das Bewusstsein um unser menschliches Sein.“
Günther Loewit
Sehnsucht Unsterblichkeit – Wie die Medizin zur neuen Religion der Menschen wird
Ein Bewusstsein, an das alle drei Autor:innen appellieren. In ihren Büchern, die auf ihre jeweils eigene Art und Weise zeigen wollen, dass der Tod nun mal zum Leben dazugehört. Und dass wir genau dieses Leben daher umso mehr genießen sollen, jeden einzelnen Tag.