Die Weihnachtsfeiertage sind für dieses Jahr vorbei, doch die „Rauhnächte“ haben gerade erst begonnen. Als Rauhnächte werden unterschiedlich je nach Region, zumeist jedoch die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar bezeichnet. Diese wundersame Zeit des Jahres gilt seit Langem als besonders geeigneter Zeitraum, um den Alltag bewusst hinter sich zu lassen und auf das zu blicken was war, was ist und was sein kann. Isabella Farkasch widmet der besonderen Kraft dieser Nächte um den Jahreswechsel mit ihrem Werk „Mit der Kraft der Rauhnächte ins neue Jahr“ ein ganzes Buch; mit Auszügen daraus möchten wir Sie einladen, die kommenden Tage (und Nächte) als Gelegenheit für Rückblick, Besinnung und Neustart zu nutzen.
Zurückblicken
„Ich hatte keine Zeit…“, „Die Zeit war zu knapp…“, „Der Tag müsste 48 Stunden haben…“. Kommen Ihnen diese Sätze bekannt vor? Unser Alltag ist oft hektisch, für Innehalten, Durchatmen und Bewusst-werden bleibt häufig nur wenig Zeit. Während der Rauhnächte darf und soll Platz gemacht werden für Erinnerungen. Das Zurückblicken auf das vergangene Jahr und die bewusste Auseinandersetzung mit ebendiesen Erinnerungen – den schönen, als auch den weniger erfreulichen – fegt den Kopf und den persönlichen „emotionalen Rucksack“ richtig durch und schafft Raum für Neues.
„Ich stelle mir vor, das Jahr wäre ein Lied. Jeweils sechs Klänge, gefolgt von einer kurzen Pause, 50 Mal in Folge. Und dann eine sehr lange, statt zwei Wiederholungen der Klang-Pausenfolge NUR PAUSE. In ihr können die vorangegangenen Melodien nachklingen. Dieses lange Nachspüren beginnt mit der Wintersonnenwende.“
Um zurückzublicken und sich zu besinnen, braucht es Ruhe. Denn nur wenn unser Gehirn nicht von ständig neuen Reizen in Anspruch genommen wird, kann es auf vergangene Emotionen und Erinnerungen zurückgreifen. Wie man diese Pause im Leben integriert, bleibt dabei jedem Menschen selbst überlassen. Ob beim Spaziergang an der Natur, beim Meditieren oder einfach durch Tagträume – beim Zurückblicken ist alles erlaubt, was dem Körper und der Seele gut tut.
Vergangenes Loslassen
Der oft gehegte Wunsch, bis zum Ende des „Alten“ Jahres alles Liegengebliebene bereinigt und erledigt zu haben, bleibt in der Realität leider häufig unerfüllt. Auch wenn die Küche nicht geputzt, Schulden nicht bezahlt oder Streitigkeiten nicht beigelegt sind – unser Leben richtet sich nur selten nach dem Jahreskalender! Umso wichtiger ist es, mit sich selbst Frieden zu schließen und sich bereit zu machen für Vergebung, Versöhnung und ein neues Jahr.
„Wenn wir rechtzeitig loslassen, wenn wir den Mut entwickeln, einen Neustart zu wagen, wenn wir derartige Einbrüche vermeiden können, ist ein kompletter Neustart oft gar nicht nötig. Loszulassen, was uns schon lange ein Klotz am Bein ist, was nicht dazu geeignet ist, unser Leben freudvoller, erlebenswerter zu empfinden, sollte schon reichen. Die Weichen neu zu stellen, um in ein anderes Geleise zu kommen, kann unglaublich heilsam sein.“
Um Neues möglich zu machen, muss Altes erst losgelassen werden. Das ist nicht immer einfach, manchmal sogar schmerzhaft und erfordert nicht selten Mut. Inneren Widerstand, angelernte Ideologien oder traumatische Erfahrungen abzugeben schafft die Möglichkeit für Wachstum, Zufriedenheit und Selbstverwirklichung. Isabella Farkasch empfiehlt dafür, sich den „Klötzen am Bein“ zunächst durch Visualisierungen bewusst zu werden: Malen Sie ein Bild von allem, was Sie festhält, fertigen Sie eine Collage an oder schreiben Sie es auf. Dabei gilt: Je deutlicher, desto besser! Bedanken Sie sich bei sich selbst dafür, dass Sie so lange und treu daran festgehalten haben und vielleicht auch bei jenen, von denen Sie es übernommen haben. Anschließend ist es Zeit, loszulassen: Übermalen Sie das Bild, schwärzen Sie den aufgeschriebenen Text oder verwandeln Sie die Collage in ein neues Kunstwerk!
Neu starten
Jeder Neustart, braucht einen Anfang: Für jeden Weg, jede Reise, die beginnt, muss man zunächst wissen, wo man sich gerade befindet. Machen Sie sich Gedanken über die Wege, die Sie im vergangenen Jahr beschritten haben, die Kreuzungen, zu denen Sie gelangt sind, vielleicht sogar die Richtungswechsel, die Sie eingeschlagen haben. Wo stehen Sie jetzt?
Um die Richtung für das neue Jahr deutlicher sehen zu können, eignet sich eine ungewöhnliche, doch sehr aufschlussreiche Übung:
„Schreiben Sie Ihr eigenes Märchen – etwa mit der Fragestellung: was erwartet mich im neuen Jahr? Oder: Was kann/soll ich im neuen Jahr ganz anders machen als bisher? Eine Hilfe, sich dabei selbst neu zu entdecken, könnte diese Frage sein: Was würde das Kind, das du warst, über den Menschen denken, der du jetzt bist? (…) Das Rezept für das Märchenschreiben ist einfach, und es gelingt immer: Planen Sie etwa zwei Stunden ein, in denen Sie ungestört schreiben können. Formulieren Sie Ihre Frage, schreiben Sie diese auf. Wählen Sie fünf Worte, zumindest zwei davon sollten Märchenvokabel sein, wie etwa Zwerg, Wunderfee, zaubern etc. Legen Sie dieses Blatt auf die Seite, beginnen Sie auf einem neuen. Und zwar mit ‚Es war einmal…´, dann schreiben Sie einfach weiter, ohne nachzudenken, möglichst ohne zu unterbrechen, jedenfalls ohne zu korrigieren (das können Sie dann gerne hinterher tun). Ihr Unterbewusstsein diktiert. Essenziell dabei: Es muss gut enden.“
Die daraus entstandene Geschichte bietet Ihnen einen Einblick in Ihr innerstes Wesen und gibt Aufschluss über mögliche Wege, Herausforderungen, Wünsche oder Chancen für das neue Jahr. Analysieren Sie die Geschichte allein oder mit anderen, mit dem Partner, der Partnerin, Freunden oder Familie. Voraussetzung ist nur ein wertschätzender Umgang und Unvoreingenommenheit.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen besinnliche und heilsame Tage und einen guten Start in das neue Jahr 2022!
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Quellen:
Isabella Farkasch (2019): „Mit der Kraft der Rauhnächte ins neue Jahr: Zurückblicken – Loslassen -Neustarten“, Goldegg Verlag: Mit der Kraft der Rauhnächte ins neue Jahr – Goldegg Verlag (goldegg-verlag.com)