Warum Buchmessen so wichtig sind, welche Rolle Kabarettisten und Schulklassen dabei spielen – und wieso Frankfurt allein wegen „den Ösis“ eine Reise wert ist.
Von 23. bis 27. November 2022 öffnet die „Buch Wien“ wieder ihre Tore am Wiener Messegelände. Neben Tausenden neuen Büchern werden den Besucher:innen auf 12.000 m² Ausstellungsfläche auch zahlreiche Podiumsdiskussionen und Vorträge mit mehr als 500 deutschsprachigen und internationalen Autor:innen und Expert:innen geboten.
Gemeinsam mit Goldegg-Geschäftsführer Elmar Weixlbaumer werfen wir einen Blick auf das wichtigste Ereignis der österreichischen Verlagsbranche und zurück auf die Anfänge:
Als wir das erste Mal dabei waren, dauerte die Messe noch eine ganze Woche und hieß daher auch noch „Österreichische Buchwoche“. Beheimatet war sie im Wiener Rathaus, das war im Vergleich zu heute sehr klein, richtig kuschelig. Wenige Räume, kleine Stände, in Wahrheit kannte jeder jeden. Die Verlage hatten eine schöne Zeit untereinander.
Plötzlich stand die Übersiedlung ins Messegelände im Raum, mit mehr Programm, mehr Attraktionen, aber dafür nicht mehr gratis Eintritt. Es gab viele Skeptiker, zu denen auch ich mich zählte. Das Areal wirkte doch eher steril, das würde nicht funktionieren, noch dazu mit Eintrittspreisen. Aber wir wurden eines Besseren belehrt. Gut so! Die „Buch Wien“ feierte 2008 ihre Premiere und die Besucherzahlen stiegen Jahr für Jahr, einhergehend mit einem großen Rahmenprogramm, mit vielen Lesungen und Veranstaltungen außerhalb der Messe, an unterschiedlichsten Plätzen in der ganzen Stadt. Im Jahr 2019 fand die letzte reguläre „Buch Wien“ vor Covid statt, mit sage und schreibe 55.000 Besuchern.
Als Sachbuchverlag mit Sitz in Wien war es Goldegg von Beginn an wichtig, bei dieser Veranstaltung dabei zu sein. Um unser Programm vorzustellen, Lesungen für unsere Autoren zu organisieren, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Es war und ist auch schön zu beobachten, wie der Event Jahr für Jahr stetig gewachsen und professioneller geworden ist. Man kann sich als Verlag hier optimal präsentieren, bekommt viele Möglichkeiten geboten, darf seine Bücher direkt an die Leser verkaufen. Wir sind jedes Jahr wieder gerne dabei.
Natürlich sind auch internationale Buchmessen für uns wichtig. Im Zuge des Firmen-Wachstums haben wir im Jahr 2010 den Goldegg Verlag um einen Sitz in Berlin erweitert, um in Deutschland noch stärker präsent zu sein. Ein eigenes Büro, um Termine wahrnehmen zu können, für Treffen mit unseren zahlreichen deutschen Autoren, für Vertreterkonferenzen und andere wichtige Meetings vor Ort.
Von daher ist vor allem die „Frankfurter Buchmesse“ als reine B2B-Fachmesse eine sehr wichtige Veranstaltung für uns. Ein jährlicher Fixpunkt, um unseren Verlag zu repräsentieren, Geschäftsfreunde zu treffen … Aber natürlich vor allem auch, um unsere Bücher auszustellen. Nicht die schlechteste Idee – bei jährlich knapp 300.000 Besuchern (die „Covid-Jahre“ ausgenommen).
Abgesehen von all dem ist allein der traditionelle „Österreich-Empfang“ im Städel Museum die Reise wert, dort kommen immer gerne alle Aussteller hin, „bei den Ösis ist was los“, da gab es einige legendäre Abende …
Persönlich finde ich auch die „Leipziger Buchmesse“ sehr schön, ob ihrer Ausrichtung bringt sie Goldegg als Sachbuchverlag jedoch keinen großen Nutzen. Privat fahre ich aber immer gerne hin, schaue mir Bücher und Lesungen an, erfreue mich an der Auswahl und Atmosphäre.
Schön wäre eine weitere Buchmesse in Österreich bzw. eine „Rotation“ der Buch Wien, die dann etwa ein Jahr in Graz, im Jahr darauf in Salzburg stattfinden würde, und so weiter. Empfehlen darf ich das „BuchQuartier“ im MuseumsQuartier Wien, eine rührige Messe der Kleinverleger.
Generell kann ich nur allen Menschen, die sich für Bücher interessieren, den Besuch einer Buchmesse nahelegen. Vor allem die „Buch Wien“ sollte man sich nicht entgehen lassen. Großartig organisiert, tolles Rahmenprogramm. Es mag Verleger geben, die sich von diesem Programm gestört fühlen und meinen, die Besucher sollen sich in Ruhe die Bücher anschauen … Diese Meinung teile ich nicht. Durch das Rahmenprogramm werden viele Leute angezogen. Und auch wenn sie wegen eines Kabarettisten oder eines Musik-Acts hinkommen, besuchen sie die Verlagsstände, kaufen sie Bücher.
Die Schulklassen- und Kinder-Aktionen begrüße ich ebenfalls. Es ist wichtig, dass sich bereits die Kleinsten mit Büchern beschäftigen, es sind schließlich unsere zukünftigen Leser! Und ich sehe es durchaus als unsere Aufgabe, den jungen Menschen den Wert des Buches zu vermitteln.
Man möge mir die Theatralik verzeihen, aber: Das Buch gibt es jetzt seit über 500 Jahren. Es ist eines der konstantesten und bewährtesten Produkte in der Menschheitsgeschichte. Allen Trends und Krisen zum Trotz. Seit dem Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es bei Büchern einen konstanten Pro-Kopf-Konsum, da merkt man, wie wichtig Bücher sind, als Säulen unserer Kultur. Und Messen wiederum sind eine schöne Gelegenheit, um genau das zu zeigen. Dass das Buch lebt. Und nicht abgelöst wird von digitalen Medien, die es natürlich auch gibt, die auch wichtig sind. Aber das Buch ist trotzdem immer noch da. Und es wird auch noch lange bleiben.
Buch Wien 23.-27. November 2022, www.buchwien.at
Frankfurter Buchmesse 19.-23. Oktober 2022, www.buchmesse.de
Leipziger Buchmesse 27.-30. April 2023, www.leipziger-buchmesse.de